Ein Bad Homburger Nationalspieler

Auch der HC Bad Homburg hat „seinen“ Nationalspieler. Dazu muß man nur ein wenig um die Ecke denken. Jens George, genannt „Mausi“, hat das Hockeyspielen beim HC Bad Homburg gelernt. Er hat später viele Jahre für den Rüsselsheimer RK und den Club an der Alster in der Bundesliga gespielt. Heute ist er Trainer der 1. Damen von Alster. In einem Artikel in der Welt am Sonntag vom 5. Februar 2006 wird Mausi portraitiert. Unter anderem geht es dabei auch um seine eigene Hockeykarriere und die Anekdote, wie er durch ein kurioses Mißverständnis zu drei Einsätzen in der Nationalmannschaft kam.

Jens George

Nachfolgend ein Auszug aus dem Artikel „Zwischen Hamburg und Haiti“ von Peter Glauche:

„(…) Seine eigene Hockey-Karriere habe eher zufällig begonnen, sagt George. Der HC Bad Homburg suchte per Zeitungsanzeige interessierte Jungs und Mädchen, daraufhin meldeten Mutter Hannelore und Vater Klaus den kleinen Jens probeweise an.

Der stellte sich beim Spiel mit dem Krummstock nicht gerade untalentiert an, fiel aber vor allem durch sein Äußeres auf: ‚Ich war klein, zierlich und hatte zwei große Vorderzähne‘, lacht George und findet es nur logisch, daß ihm der Trainer deshalb den Spitznamen ‚Maus‘ verpaßte. So wird er bis heute in der gesamten Hockey-Szene genannt.

Zum putzigen Aussehen gesellte sich aber schnell eine gewisse Begabung für den Sport. Das bemerkte auch sein damaliger Jugendcoach Berti Rauth, der ihn erst in Homburg förderte und später mit zum Bundesligisten Rüsselsheimer RK nahm. Dort spielte George zehn Jahre lang, bevor er für die letzten zwei Jahre seiner aktiven Laufbahn nach Hamburg zu Alster wechselte.

Für die ganz große Karriere hatte es nicht gereicht, dafür war Georges Freiheitsliebe zu stark ausgeprägt. ‚Es gibt noch etwas anderes im Leben als Hockey‘, hatte er sich damals schon gesagt, aber nicht unbedingt das Studium an der Universität in Frankfurt gemeint: ‚Ich war zwar 19 Semester eingeschrieben, habe aber eigentlich nur drei davon ernsthaft studiert‘, sagt er und erzählt von seiner damaligen Freundin, die ihn an die Leine nahm und zu einer Schreinerlehre überredete. Diese Ausbildung beendete er dann tatsächlich nach zwei Jahren.

Trotz der lockeren Lebensweise schaffte er 1993 den Sprung in die Nationalmannschaft, was er allerdings einer bürokratischen Panne des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) zu verdanken hatte. ‚Ich war schon überrascht, als der DHB mich als 29jährigen zu einer Länderspielreise nach Malaysia einlud, obwohl ein Neuaufbau mit jungen Spielern geplant war‘, sagt George. Da stimmt doch etwas nicht, dachte er und flog dennoch zum Treffpunkt. Nach Malaysia wollte er immer schon.

Mausi im Einsatz für den RRK

George sollte Recht behalten. Beim DHB hatte man die Namen zweier Alster-Spieler verwechselt. Gemeint war der 24jährige Philip Georgi, der längst aufgehört hatte, Hockey zu spielen. Adressiert aber war die Einladung an Jens George.

Es gab ein großes Hallo auf dem Frankfurter Flughafen. Die Teamkameraden, mit großen Sporttaschen und mehreren Hockey-Schlägern ausgestattet, grinsten nur, als sie ihn da stehen sahen, mit seinem kleinen Rucksack, nur einem Schläger, aber mit Taucherbrille und Schnorchel. Eingeladen war nun mal eingeladen, also kam George nicht nur zu einer Fernostreise, sondern auch zu drei Länderspielen. (…)“

„A day at the playgrounds”(1) – HCH-Senioren-Feldhockey-Training, Sommer 2006

Jedes Jahr in den Sommerferien trifft sich Donnerstag abend ein buntes Völkchen von Hockey spielenden Seniorinnen, Alten Herren und ihren Sprößlingen auf dem Kunstrasen des Nord-West-Zentrums, um den Schläger zu schwingen und Spaß dabei zu haben. Wenn der Platzwart Beuys gut gelaunt oder das Wetter schlecht ist, dann ist der Kunstrasen auch gut gewässert. Das schont die Knie- und Fußgelenke der Veteranen und läßt die Kugel der Kids besser rollen. Der Juli dieses Jahres war so heiß wie selten zuvor, aber der August revanchierte sich mit Regen und „Kälte“.

So kam es, daß an einem lauwarmen, feuchten Augustabend ein einsamer Hockeyspieler aus Lisboa – Kai Wenzel – mit seinen beiden Filho (2) auf dem Platz stand und wartete, bis einer käme, mit ihnen zu spielen. Aber außer mir kam kein anderer Spieler. Da auch der Zugang zum Bier versperrt war, verlegten wir das Training in meinen Garten und verabredeten uns für Donnerstag in 14 Tagen nach ihrem Nordsee-Urlaub. Wer immer die mediterrane Sonne genießt, braucht ab und an das raue Klima der friesischen Inseln.

Dank der modernen Kommunikationstechnik gelang es, alles was Rang und Namen in der Hockey-Veteranen-Szene hat, an diesem Abend auf dem Platz zu vereinen. Letztendlich spielte dann eine Väter-Söhne Mannschaft (3) mit den Jednats & Wenzels verstärkt durch Elke Zahn im „Tor“ gegen eine HCH-Veteranen-Auswahl mit Knut Schaefer, der aus Alzey herüber gekommen war. Sigmund Freud hätte seine Freude daran gehabt, das Verhältnis der Generationen auf dem Spielfeld zu beobachten. Ehrgeiz war auch angesagt zwischen den alten Kumpels Hennes, Kai und Knut: Wer hat es denn noch am Besten drauf?

„Papa, zu mir! Spiel endlich ab!“ riefen die Söhne. Und die Väter dirigierten ihre Söhne mit Weisungen: „Stell dich an den langen Pfosten!“ oder „Einer von Euch an den kurzen Pfosten!“ Leichter gesagt als getan, denn erstens gab es keine Pfosten, nur gelbe oder rote Plastikhütchen, und zweitens sind beide Pfosten eines Tores gleich lang. Also wohin sollten sie sich stellen?

An der Theke waren sie dann wieder alle vereint bei Bier aus dem Glas und Brause aus der Flasche. Geschichten machten die Runde, alle fingen damit an: „Weißt du noch damals, als wir …!“

Matthias Marsch

PS: Wir sehen uns nächsten Sommer alle wieder! Versprochen!

  1. Im Original lautet der Titel „A day at the races” mit den Marx Brothers Groucho, Chico and Harpo (1937).
  2. Wer Kai nicht kennt: Er war lange Jahre der Fels in der HCH-Hintermannschaft mit seinem geraden, schnörkellosen Hammerschlag.
  3. Kennen Sie noch den Song: „Father and Son“ von Cat Stevens, bevor er zum Islam konvertierte?