Kampfbetonte Härte beim Freundschaftsspiel

Für die Neue Juristische Wochenschrift (NJW) war es kürzlich die „Entscheidung der Woche”: Für die Folgen kampfbetonter Härte bei einem Freundschaftsspiel (in dem zu entscheidenden Fall ging es um Fußball) muß nicht gehaftet werden. Bei einem Schaden im Zuge eines sportlichen Wettkampfs müsse auch berücksichtigt werden, daß selbst bei regelgerechtem Verhalten eine erhöhte Gefahr gegenseitiger Verletzungen besteht.

Neue Juristische Wochenschrift

Für diejenigen unter uns, die gelegentlich – und natürlich eher zufällig – etwas „robust” unterwegs sind, vielleicht eine kleine Beruhigung. Aber denkt daran: Hockey ist ein „körperloses Spiel”!

Hockey – ein körperloses Spiel?!

Dass Hockey ein „körperloses” Spiel ist, dran ist gelegentlich zu erinnern. Das war (und ist) allerdings nicht immer so, wie ein Blick in die Geschichte (und die Gegenwart) des Sports zeigt.

Zunächst zur Geschichte: Der Deutsche Hockey Bund schreibt zur Historie des Hockeyspiels unter anderen:

Die sprachliche Bezeichnung für die Sportart Hockey stammt entweder vom englischen „hook” (gekrümmt) oder vom altfranzösischen „hoquet” (Schäferstock; gebogener Stab) ab. Bereits um das Jahr 3000 vor Christus fanden in China, Persien und Indien Stockballspiele verschiedener Art statt, die mit hohem körperlichem Einsatz und meist sehr hart geführt wurden. Im Mittelalter waren es Hurling, Bandy und Shinty, vorrangig auf der britischen Insel, aber auch auf allen Kontinenten der Erde, die das Treibballspiel mit einem „Krummstock“ weiterentwickeln ließen. Das waren sehr kampfbetonte Spiele, bei denen die Schläger als Symbole galten und die Verzierungen aus Gold am Schläger etwas über die Herkunft des Spielers aussagten. Durch die Reduzierung der Spieler pro Team von über 100 auf 15 und die Einführung eines Regelwerks wurde Hurling etwas gemäßigter und kann als direkter Vorläufer des Hockeys angesehen werden.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Hockey an den verschiedenen englischen Universitäten gepflegt, aber nach unterschiedlichen Regeln gespielt. Wettkämpfe zwischen den Colleges waren äußerst schwierig, da erst Verhandlungen über die Regeln zu führen waren, die oft genug scheiterten. 1852 wurde in Harrow ein erstes schriftlich fixiertes Regelwerk für das Hockeyspiel vorgestellt, um einen Spielbetrieb zu ermöglichen. Die „Rules of Harrow“ enthielten elf Paragraphen, die beispielsweise über Spielfeldbeschaffenheit, Spielkleidung, Spielerzahl (30 pro Team), Schlägerlänge, hoher Stock, Verbot des Beinstellens etc. Auskunft gaben.

Die Entwicklung ging nun immer schneller voran, 1875 wurde in London die „Hockey Union“ gegründet. Damit war England das erste Land mit einer nationalen Vereinigung und kann als Mutterland des modernen Hockeyspiels angesehen werden. Im gleichen Jahr wurde eine neue Regel eingeführt: Vermeidung körperlichen Kontakts der Spieler – damit erfolgte eine scharfe Abgrenzung zum Fußball und Rugby. Es schuf die Voraussetzung für die Entwicklung zu einem fairen, körperlosen und eleganten Spiel.

Soweit der Anspruch. Dem nun zeigen sich heute nicht alle Spieler gewachsen, wie die nachfolgende Szene eindrucksvoll belegt (weil es so schön ist, in halber Geschwindigkeit):

Man sieht, wie Hennes seine Gegner von 1. Hanauer THC wie üblich nicht an den Ball kommen läßt und sie durch seine Spielweise „provoziert” – bis einem von ihnen der Geduldsfaden reißt. Körperlos? Wieso körperlos? Unter souveränem Rückgriff auf „Regeln” des antiken Stockballspiels (siehe oben) wird Hennes einfach mal zu Boden gerammt.

Liebe Hanauer: Nicht nur die Zeiten des antiken Stockballspiels, auch die von Hurling, Bandy und Shinty sind vorbei. Seit 1875 gilt es, körperlichen Kontakt der Spieler zu vermeiden. Nach 135 Jahren könnte das doch auch in Hanau angekommen sein.