Hennes, unser „Alt”-Nationaler, war mal wieder auf Abwegen. Am 9./10. Juli hat er an der 19. inoffiziellen Deutschen Meisterschaft der „Dritten” teilgenommen. Die fanden in diesem Jahr auf der Anlage des HTC Stuttgarter Kickers statt. Dort tummelten sich 18 Herren- und zwölf Damenmannschaften, insgesamt 500 Gäste – auf einem Clubgelände, bei dessen Betrachtung man ob der Bad Homburger Verhältnisse schon etwas neidisch werden kann.
The Untouchables
Hennes spielte bei The Untouchable Love Crew, der Seniorentruppe vom Steglitzer TK: „Wir spielen Hockey – aber manchmal so schlecht, dass wir erst in der dritten Halbzeit Spaß haben. Wir heißen Love Crew – haben uns aber nie näher, als einen Km an die Love Parade herangewagt. Wir treiben Sport – und trotzdem werden die Problemzonen immer umfangreicher.” Ob diese Selbstbeschreibung ursächlich ist für den 18. Platz unter 18 Mannschaften, wissen wir nicht. Spielt auch keine Rolle. Es muß jedenfalls ein prima Turnier gewesen sein, das bei den Herren der Dürkheimer HC (allerdings mit dem regelwidrigen Einsatz eines Spieler aus der 2. BL) und bei den Damen der Berliner HC gewonnen haben. Im kommenden Jahr findet die DM der Dritten beim TSV Mannheim statt.
Die "Unberührbare Liebes-Mannschaft" (mit Hennes hinten links)
Die Ü40- bis Ü55-Ländermannschaftsspieler trafen sich Ostern in Krefeld zum Turnier um den Herbert-Schmidt-Pokal. Mit dabei: Hennes Nationale. Nachfolgend der Bericht des DHB (www.hockey.de):
Hennes Nationale ganz in "HCH"
„28.04.2011 – Zum zweiten Mal nach 2010 wurde der Herbert-Schmidt-Pokal, organisiert von Dirk Wellen, für Ländermannschaften der Ü40 bis Ü55 in Krefeld am Karfreitag und Ostersamstag auf dem Gelände des Crefeldes HTC ausgetragen. Dieses Jahr wurden in zwei Gruppen gespielt. Zum einen die Ü40iger und zum anderen die Ü50iger mit jeweils einem Team aus dem Norden und dem Westen. Die zahlreichen Spieler aus dem Süden und der Mitte Deutschlands wurden den beiden Mannschaft aus dem Norden und Westen zugeordnet.
Die Mannschaften trafen am Freitag zweimal aufeinander, wobei die Ergebnisse ausgeglichen gestaltetet werden konnten. Die Ü40 wurden von Horst Ruoss und die Ü50iger von Peter Kloimstein betreut. Nach einem wunderschönen gemeinsamen Pastaabend im Clubhaus des CHTC folgte am Samstag dann das Endspiel um den Herbert-Schmidt-Pokal, wobei aus den insgesamt 80 Teilnehmern zwei neue Teams aus dem Norden und Westen gebildet wurden.
Konnte sich im vergangenen Jahr der Westen noch klar gegen den Norden durchsetzen, so war es dieses Jahr gerade umgekehrt. Der Norden dominiert die Begegnung und gewann deutlich mit 2:0. Damit wird der Pokal für ein Jahr in Hamburg stehen, den es im kommenden Jahr dann zu verteidigen gilt. Weitere Events im Bereich der Ü40 bis Ü55 sind geplant. So wird eine Mannschaft am vorolympischen Turnier in Southgate (London) Ende Juli teilnehmen.
Der Höhepunkt in diesem Jahr wird dann ein Turnier auf europäischer Ebene in Krefeld parallel zur Europmeisterschaft der Damen und Herren Ende August in Mönchengladbach sein. Interessenten an der Ü40, Ü45, Ü50 und Ü55 können sich auf der Homepage dieser Teams informieren und anmelden.”
Gestern würdigte die F.A.Z. (Rhein-Main-Zeitung) den Sportlichen Leiter des HC Bad Homburg, Chris Faust. Zu recht, wie wir finden. Über den HCH heißt es: „Das ist ein Verein, der im Leistungshockey noch nie recht in Erscheinung getreten ist, aber derzeit erstaunliche 330 Kinder unter 16 Jahren in seinen Jugendteams hat.”
Über die Sache mit dem Leistungshockey wollen wir bis auf weiteres das Mäntelchen des Schweigens decken. Allerdings, lieber Alex Westhoff, wollen wir doch darauf aufmerksam machen, daß der HC Bad Homburg nicht nur mit erstaunlichen 330 Kindern in Erscheinung tritt (womit wir zu den zwanzig, dreißig Hockey-Clubs in Deutschland mit den meisten Kindern gehören dürften!), sondern auch mit der „besten Senioren-Mannschaft im Taunus” (siehe diese Webseite). Daß sie dort auch die einzige ist, erwähnen wir nur, um der Wahrheit die Ehre zu geben, nicht etwa um Wasser in den Wein zu schütten.
Es gibt sie noch – hier da: Senioren-/Seniorinnen-Mannschaften. Daß sie gehegt und gepfelgt werden sollten, darauf hat kürzlich Reinhold Tränkle, Mitglied des DHB-Breitensport-Ausschusses, in dem Newsletter „Hockeyplus” hingewiesen. Seinen Beitrag geben wir hier im Wortlaut wieder:
„‚Eine Senioren- oder gar Seniorinnenmannschaft – das haben wir schon seit einiger Zeit nicht mehr im Verein. Als keine zwölf oder elf Spieler(innen) mehr zusammen kamen, wurde der Spielbetrieb eingestellt, und die Mannschaften haben sich danach aufgelöst.’ Das ist häufig die Antwort, wenn man in den Hockeyvereinen nach diesen Mannschaften fragt.
Hockey ist ein dynamischer schneller Sport – und ein Sport, den man bis ins hohe Alter betreiben kann. Das nachgewiesenermaßen geringe Verletzungsrisiko in dieser Sportart trägt auch dazu bei.
Woran liegt es, dass die Tradition des Senior(inn)en- und AH-Hockeyspielens rückläufig ist? Die Bevölkerung wird älter. Das Gesundheitsbewusstsein steigt, und die Fitnessbewegungen zeigen in diesen Altersstufen doch auch ansteigende Tendenz. Ältere Hockeyspielerinnen und Hockeyspieler an den Verein zu binden, muss ein zentrales Ziel der Clubs sein.
Natürlich ist es eine Frage der Vereinsgröße bzw. Mitgliederanzahl, ob sich aus einer Damen- oder Herrenmannschaft oder aus jeweils zwei, drei oder vier Aktivenmannschaften im Laufe der Zeit eine oder gar mehrere Senior(inn)en-Mannschaften bilden können. Entscheidend sind aber wohl folgende Faktoren:
Jede Mannschaft braucht ein bis zwei ‚Macher’, der/die die Organisation von Spielen und Turnieren übernehmen, teils auch mehrfach Spieler(innen) anrufen und ihre Mannschaft zusammenhalten.
Häufig liegt es aber auch am Vereins-Vorstand und der Vereinsstruktur. Das Tagesgeschäft erschlägt den ehrenamtlichen Vorstand, da bleibt meist keine Zeit mehr für den Breitensport, wie Senior(inn)en-, Eltern- und Reisemannschaften. Es gibt schon zu wenig Ehrenamtliche für die notwendigen Vorstandsposten, wie soll da noch ein Breitensportwart gefunden werden? Keine Trainingszeiten für diese Mannschaften usw. Entschuldigungen sind viele zu finden.
Die Notwendigkeit des Breitensports wird in vielen Vereinen leider häufig übersehen und verkannt. Oft sind diese Hockeyvereine nur auf zwei Säulen gebaut: Jugend- und Leistungshockey. Die dritte Säule, der Breitensport, beschränkt sich meist auf Elternhockey. Dabei ist die Bedeutung der drei Säulen für die Hockeyvereine doch allgemein bekannt:
Jugendhockey? Zukunft des Vereins? Verursacht Kosten.
Leistungshockey? Aushängeschild des Vereins? Verursacht Kosten.
Breitensport? Grundlage des Vereins?
Dagegen der Breitensport, er bringt Einnahmen, Helfer, eventuell Spender und Sponsoren. Kein Hockeyverein kann es sich leisten, seine ‚Ehemaligen’ zu verlieren! Sie werden benötigt in der Vereins- und Jugendarbeit, als Schiri, Betreuer und Helfer. Natürlich muss ihnen auch etwas geboten, nicht nur der Beitrag eingezogen werden: Ein intaktes Vereinsleben, Treff der ‚Ehemaligen’ und natürlich sportliche Aktivitätsmöglichkeiten wie das Hockeyspielen
gegen Gleichaltrige, Trainingsmöglichkeiten u. ä.
Um einer Vereinsabwanderung dieser wichtigen Mitgliedergruppe entgegenzuwirken, sollte diese ‚Zielgruppe’ von der Vereinsführung zu einem Gedankenaustausch eingeladen werden. Dabei kann das Interesse an diesen Mitgliedern dokumentiert werden und gleichzeitig müssten die ‚Macher’ für die Breitensportmannschaften gefunden werden, um die Mannschaften zu erhalten bzw. neu wieder aufzubauen. Sicherlich kommen bei solchen Veranstaltungen auch gute Vorschläge, die verwirklicht werden sollten, und Kritik, die zu
Verbesserungen führen sollte.
In den Vereinen des DHB gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Initiativen zur Unterstützung für Seniorinnen und Senioren-Hockeyspieler:
Es gibt zwischenzeitlich Großfeld-Senior(inn)en-Hockeyturniere für Einzel-spieler(innen) und kleine Mannschaftsgruppen, die vom DHB teils mit initiiert wurden und unterstützt werden, wie zum Beispiel der DHB-Maschsee-Cup (DHB-Maschsee-Cup-Kontaktadresse: maschsee-cup@t-online.de).
Infos und Berichte zum Thema Breitensport finden sich unter www.hockey.de. Dort erscheint auch regelmäßig die Breitensportzeitung ‚Hockeyplus’ zum Download.
Abschließend noch der Hinweis: Der DHB-Breitensportausschuss freut sich über jede Information aus den Vereinen zu diesem Thema. Berichte, Turniertermine und Informationen über den Breitensport sind willkommen und werden gerne in den oben genannten Medien veröffentlicht. Erfahrungsberichte, wie ältere Hockeyspieler(innen) in ihren Vereinen wieder erfolgreich motiviert und reaktiviert wurden, können auch anderen Clubs nutzen. Wir wollen die
Hockeyvereine ermutigen, ihre Aktivitäten im Breitensport weiter zu forcieren.”
Wozu eigentlich eine Clubjacke? Das wird sich der eine oder andere unter uns vielleicht gefragt haben, als er gestern erstmals den neuen Blazer in den HCH-Farben angezogen hat (by the way: ein Punkt weniger auf Harders Liste). Auf der Suche nach einer Antwort muß man sich mit den Hauptmechanismen der Mode beschäftigen. Über sie hat der Soziologe und Kulturanthropologe René König 1985 mit seinem Buch „Menschheit auf dem Laufsteg – Die Mode im Zivilisationsprozeß“ eine einschlägige Untersuchung vorgelegt.
Nicht alle, aber einige: Die HCH-Senioren in neuer Clubjacke, September 2010
Zu den wichtigen Funktionen der Mode gehört nach König das Wiedererkennen. Schon die primitivsten Gruppen hätten die Neigung, ihre äußere
A. Dürer: Bauern auf dem Markt (1512)
Gesamterscheinung einigermaßen einheitlich auszubilden. Dem Gefühl der inneren Verbundenheit entspreche dann auch das äußere Gehaben. „Die Standeskleidung“, so König, „ist das sinnfälligste Beispiel für die Wiedererkennungsfunktion der Mode, die dafür sorgt, daß sich ein Gefühl der inneren Verbundenheit einer sozialen Gruppe jenseits der gemeinsamen Sprache, gemeinsamer Traditionen, Ideen und Wertvorstellungen ausbildet.“ Frühe Beispiele hierfür finden sich in den hier abgebildeten Kupferstichen von Albrecht Dürer und Daniel Hopfer. Die Mitglieder ein und derselben Gruppe vermögen es, erläutert König, sich an ihrer einigermaßen ähnlichen äußeren Erscheinung wiederzuerkennen. „Als Extrem finden wir hier die Uniform (…), aber auch sonst extrem gleichförmige Kleidung bei Angehörigen bestimmter Orden, Assoziationen, Vereinigungen
D. Hopfer: Drei Landsknechte (um 1526-1536)
usf.“ Dabei sei „radikale Uniformität“ unverhältnismäßig selten; auch die Einheitlichkeit der Kleidung gehe nicht sehr weit. Zumeist genüge es, daß die allgemeinen Linien eingehalten werden, innerhalb derer dem einzelnen ein gewisser Spielraum gegönnt ist, ohne daß darum die Wiedererkennungsfunktion beeinträchtigt würde.
Zusammengefaßt: Die Wiederkennungsfunktion der Clubjacke sorgt für ein Gefühl der inneren Verbundenheit der Assoziation oder Vereinigung „HCH-Senioren“. Das hätten wir also geklärt. Nach dieser kulturgeschichtlich-soziologischen Betrachtung genügt ein kurzer Blick in die Geschichte des Hockey-Sports, um sich zu vergegenwärtigen, daß Clubjacken früher gang und gäbe waren. Wir tun also nichts anderes, als an eine Tradition anzuknüpfen, die leider unter die Räder gekommen ist. Oder möchte vielleicht jemand behaupten, der mannschaftliche Auftritt im Trainingsanzug sähe besser als der in einer Clubjacke?
Die Clubjacken waren mal gestreift, mal farbig eingefaßt. Ein Beispiel für die eher dezente gestreifte Variante zeigt eine Aufnahme der 1. Herren des
Harvestehuder THC, 1. Herren, 1927
Harvestehuder THC aus dem Jahr 1927 „in ihren neuen Clubjacken – schwarz, mit feinen gelben Streifen“, wie die Clubchronik zu berichten weiß. In den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts entschied man sich dann für das
Harvestehuder THC, 1. Herren, 1934
eingefaßte Modell. Die Aufnahme zeigt wiederum die 1. Hockey-Herren des HTHC 1934 vor einem Spiel gegen Rot-Weiß Köln. Gelegentlich konnten Clubjacken in früherer Zeit ein Mittel der psychologischen Kampfführung sein.
Ernst Rudolf „Bulle“ Gossler, HTHC, 1925
Zu dem Bild von Ernst Rudolf „Bulle“ Gossler schreibt die HTHC-Chronik: „Auf seiner HTHC-Clubjacke der Reichsadler als Zeichen des Nationalspielers. Sie wurden damals in Hockeykreisen ‚Adlerträger’ genannt. Dazu das Verbandsabzeichen des Norddeutschen Hockeyverbands als Repräsentativspieler. Damit sollte der Gegner beeindruckt werden, ‚dessen Mut erheblich sank, wenn mehrere solcher Clubjacken-Träger mitspielten’!“
Dass Clubjacken nicht eine Marotte spleeniger Hanseaten waren, dokumentiert beispielsweise eine weitere Aufnahme. Sie zeigt die 1. Herrenmannschaft des Akademischen Sportvereins Dresden im November 1910. Auch die Dresdner
Akademischer Sportverein Dresden, 1. Herren, 1910
Herren trugen eine Clubjacke, einige von ihnen mit dem Kürzel „A.S.C.“ (für Akademischer Sportclub, einem Vorläufer des ASV) und dem Gründungsjahr „1906“ auf der Brust.
Natürlich ließen sich aus vielen anderen Hockeyclubs ähnliche Bilder liefern. In den Traditionsclubs war es sozusagen vollkommen normal, eine Clubjacke zu tragen. Daran ist heute zu erinnern, vor allem wenn der eine oder andere Zweifel hegt, ob das Tragen einer Clubjacke nicht doch ein wenig übertrieben ist – in der heutigen Zeit. Keineswegs, ihr Ungläubigen! Und was ist schon eine Clubjacke gegen den Aufzug der Hockeyspieler um 1900?
Dazu ein letztes Beispiel: Im November 1900 lud eine Mixed-Elf des 1. Hamburger Hockey-Clubs (der erste offizielle Verein in Deutschland) eine ebenfalls gemischte Mannschaft des Berliner Hockey- und Radpolo-Clubs zu einem Spiel nach Hamburg ein. Es gilt als der erste interurbane Hockey-Wettkampf in Deutschland. Die Hamburger waren nicht schlecht erstaunt, als ihre Berliner Gäste im gleichfarbigen „Sportdress“
Hockey im Cut und Glockenrock: 1. Hamburger Hockey-Club, Mixed, 1900
antraten. Sie selbst hatten noch großes Gewand angelegt: Die sechs Herren mit Cut und Lackschuhen, die fünf Damen in fußlangen Glockenröcken und mit Krawatte. Dazu war die Hamburger Mannschaft mit rot-weißen Schärpen geschmückt. Das sah zwar gut aus, erwies sich aber womöglich als etwas unzweckmäßig – die Berliner siegten mit 4:0.
Ach übrigens: Es glaube keiner, mit dem Tragen der Clubjacke sei sein „Dienst“ für den HCH schon ausreichend geleistet. Als Mahnung hier ein Auszug aus der Clubzeitung des Harvestehuder THC vom März 1936: „Die Mitgliedschaft im HTHC gibt nicht in erster Linie das Recht, in meterlangen Schals in den Clubfarben und pompösen Clubjacken herumzulaufen und im übrigen eine trostlose Figur zu machen, sondern zunächst die Pflicht, sich für die Interessen des Clubs – die Eure eigenen sind – restlos einzusetzen.“ Halten wir uns daran – allerdings könnten wir schon noch einen Schal gebrauchen…
Quellen:
König, René: Menschheit auf dem Laufsteg. Die Mode im Zivilisationsprozeß, Frankfurt/M.-Berlin: Ullstein 1988
Chronik des Harvestehuder Tennis- und Hockey-Clubs 1891-1991, Hamburg 1991